Dienstag, 4. November 2014

In 88 Stunden von Sydney zum Uluru

Mir spukt der Reisekaefer im Kopf herum und es zieht mich in die einsamen Gefilde der Australischen Wüste. Auch Outback genannt. Bevor ich mir das Rauchen wieder angewoehne setzt meine Frau mich auf Susi und laesst mich abduesen, um Schmerzen zu ernten und wiedermal zu Erfahren wie gut man es doch unter dem eigenen Dach hat.

Liebe Kinder meiner erwachsenen Freunde, bitte macht das hier nicht zu Hause. Ein professioneller Bekloppter hat diesen Trip unternommen und er hat keine Ahnung von dem was er tut und einfach nur mehr Glück als Verstand !



Tag 1 - Balranald (Tachostand 44256 km am start, 45126 km am Ende - 870 km - Google Link)


Es ist früh, es weht ein frischer Wind, ich bin motiviert. Eine Woche voller Dreck, rotem Staub stinkenden Stiefeln und Sand zwischen den Zähnen liegen vor mir und es kribbelt schon im Gasgelenkt. Uluru hier kommen wir. Die Retter der Pobacken die Freunde aller Sitzfleischtrainierenden.

Wir starten die Motoren drücken die Frau und düsen los.Creditkarte, Reisepass, ein Zelt 2 Schlafsaecke und wer weiss noch was wurden fix auf den Ruecksitz der KLR650 gebunden um mal kurz in die Mitte des Australischen Kontinents zu duesen um zu schauen ob der grosse rote Felsen noch steht wie versprochen.

870 Kilometer spaeter erreichen wir erschoepft aber gluecklich unser Nachtgemach. Ein Campingplatz in der Mitte von Nrigendwo im Irgendwo direkt an einem romantischen Fluss, fernab von jeglicher Zivilisation allein mit der Natur und 3 Bierchen hatten wir geplant.

Das musste dann ersteinmal noch warten heute Abend war der Zeltplatz in Balranald eher zu vergleichen mit Woodstock allerdings mit der gleichen generation von leuten die auch schon bei Woodstock zu Gast waren. Rock'n Roll denken wir und schmeissen uns unter ein paar Baeume hinter die Buehne.

Spaeter kommt Joe Camilleri auf die Buehne und zockt ein paar hits und dudelt auf dem Sachsophon dazu gibt es ein herrliches Souvlaki und ein paar Pure Blonds. Nicht ganz was wir uns vorgestellt hatten aber kein schlechter Einstige in den "Einsamen Wuestenritt".

Am morgen werfe ich 20 Dollar in die Schluesselabgabebox, da mich keiner abkassieren kam und ich mein Karma die naechsten tage durchaus gebrauchen kann.


Tag 2 - Port Augusta (Tachostand 45873 km - 747 km - Google Link )


Wir knattern suedlich ueber Mildura Richtung Port Augusta. Mildura ist diese ploetzliche Oase in der Steppenartigen Landschaft. Weinbauern haben Ihre Einfahrten mit riesigen Palmen gepflastert und ich fuehle mich ein wenig wie in Hollywood.

Ein 2ter Liter oel muss angeschafft werden, da Frau Kawasaki alle 1000 km knapp einen Liter davon verzehrt. Mit Oel kenn ich mich aus, aber dazu musste ja auch einiges passieren ;-)

Wir erreichen Port Augusta diesmal über einen etwas anderen Weg der wieder durch die Flinders Ranges führt und der Durchbruch durch diese Gebirgskette ist wieder einmal mehr als nur genuesslich. Kurvige Kurven Steinige Berge und eine steife Brise vom peitschendem mehr nach dem ueberwinden.

Tag 3 - Marla (Tachostand 46659 km - 786 km  - Google Link )


Es wird etwas hektisch übernacht und so finde ich mich in meinen Unterhosen, barfuss und einem Hammer draussen vor meinem Zelt wieder wie ich die Hernige justiere um der 50 km/h Windgeschwindigkeit etwas Ruhe zu entlocken und meine Zeltwaende ergonynamisch zu positionieren.

Der Morgen wird auch eher ein "Wackeln im Sturm". Das Zelt muss "mit Wind" zusammengelegt werden und zwar schnell bevor der naechste Regenguss herunter plattert.

Wir stehen kurz vorm betreten des Australischen Equivalents zur Kalahari Wueste und es Stuermt und Regnet als waeren wir an der Nordsee kurz vor Wintereinbruch. Na schoene Scheisse. Regenjacke nimmt man ja auch nicht mit ist ja auch quatsch in der Wueste.

Der Mann im Regenjackengeschaeft: "Wie regenjacke ? Dat regnet doch nie in Port Augusta."
Der Mann ohne Rgenjacke "Das mir egal es hat die ganze Nacht geregnet und ich bin schon sooft nass geworden auf dem Mofa, da will ich lieber eine kaufen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste (Better be safe than sorry)"
Der man im Regengeschaeft: "Kein Grund zur Sorge. (No worries mate)".

Ich krieg was huebsches blaues und zwar in Groesse "4 Personen Zelt" und kann das Teil direkt ueber meine "Safari Wuesten Sommerjacke" ziehen. Und auf geht es Richtung Stuart Highway Richtung Saklzseen Richtung Wueste, Richtung 50 Grad im Schatten, Richtung Opal Minen, Richtung rote Erde, Richtung Uluru.







Tag 4 - Uluru (Tachostand 47223 km - 564 km - Google Link )


Susi und ich schlagen punkt 3 Uhr am Uluru ein. Vorbei an altbekannten Raststaetten und dem einzigarten roten Staub erhebt sich endlich das Ziel unserer verrueckten kleinen Reise. Wir treffen auf 3 Typen die von Wollongong zum Uluru fahren. Allerdings auf kleinen 50 cc mopeds. Die jungs sind herrlich drauf und strahlen vor Abenteuerlust, ein lustiger Verein hier draussen.
Hier erreichen wir die Grenze zum Northeren territory
Trotz religoeser Vorwarnungen besteige ich den Roten Felsen. Es ist steil, heiss und rutschig. Kein Wasser am start, keine Handschuhe tragend, aber eine SLR Camera um den Hals baumelnd krieche ich meinem Hoehenangst verderben entgegen und erliege einer Panik Attacke auf gefuehlten 500m ueber dem Erdboden.  Es ist steil zu allen Seiten auf einem Stueck kurz vorm erreichen des eigentlichen Platoes. Der Wind will den deutschen Weisswahl auch nicht unbedingt hier oben haben und so besinne ich meiner letzten eingetrockeneten gehirnzellen und nutze diese, um mich zu beruhigen, meinen Hintern auf dem heissen Felsen zu allokieren und mich an die Stahlkette klammernd richtung Mutterboden zu schlitterieren.

Erschoepft und Po-backen entbloesst erreiche ich den roten Strand, finde meine erstbeste Japanische Touristin, druecke ihr meine Kamera in die Hand und strecke ihr meinen Allerwertesten hin. "Los knipps mal !" - ich hoffe die arme junge Dame hat keine Folgeschaeden erlitten.

Und dann sprach der Kneipengott zu mir und floesste mir kuehles ueberteuertes Australisches Bier ein und es war gut !

Und dann sprach das Maedel an der Zeltplatzrezeption zu mir und sagte "Das macht dann 49 Dollar!" und das war nicht so gut. Als ich sage, dass ich nur zelten will und kein Fruehstueck moechte kriege ich ein schiefes grinsen als Antwort. Das war wohl nicht das erste Mal dass sie das gehoert hat. Also zahlte ich meine Naechtigungsgebuehr und legte mich nieder auf den roten Boden und schlief wie ein Stein um mich am naechsten morgen wieder Richtung Westen zu begeben. Die IDee kommt auf noch schnell die Weissen Haie in Port Lincoln mitzunehmen, aber da muss der Kneipengott seine Finger mit im Spiel gehabt haben solche Ideen zu haben.

Tag 5 - Marla (Tachostand 47790 km - 567 km - Google Link )

Wir nehmen den Roten Stein am Morgen mit und zaehlen ungefaehr 3 Millionen Fliegen, die weder Handschuh, schwingenden Maennerarm noch ein tanzenden Weisswahl interessiern. Die muessen hier wohnen und heissen alles Willkommen was sich bewegt, oder auch nicht.

Wir erreichen Marla und schiessen ein paar schicke Bilder am Roadhouse und waehrend der Tour. Riesige Adler treiben Ihr unwesen am Strassenrand und geniessen die frisch hingerichteten Kangaroos.

Ausversehen lassen wir eine Tankstelle aus und rennen fast ins verderben, oder zumindest in die Option einige Kilometer laufen oder schieben zu muessen. 5 km vor der naechsten Raststelle ist es dann auch soweit. Susi macht den Motor aus und laesst sich an den Strassenrand ausrollen. Es ist ein bisschen aufregend in dem Moment, aber es sind nur 5km und ich weiss, das wenn ich sie auf die Seite lege, ich bestimmt nochmal 7 oder 8 Kilometer aus ihr herausquestschen kann. So bleibt es bei einer Rueckenbelastungsuebung und wir duesen sicher an den naechsten Zapfhahn.


Tag 6 - Port Augusta (Tachostand 48579 km - 789 km - Google Link )

Es gibt einen haufen Emu's und viele liebe Biker und einen herz allerliebsten Polizisten. Der kommt mir einsam entgegen gefegt waehrend er sein Blaulicht pflegt. "Wen meint der denn ?" Denke ich so.. und es wird mir schnell klar dass ausser mir niemand anderes gemeint sein kann. Ich stoppe am Strassenrand und nach kurzer Zeit parkt der Toyota "Unzerstoerbarer Wuesten Panzer edition" hinter mir.

Er; "Junge Du warst ja ganz schoen fix unterwegs."
Ich: "Naja der Blick aufs Tacho ist irgendwie nicht wirklich sinnig hier draussen. Wieviel wars denn?"
Er: "Naja du kommst ja etzt langsam dichter an die Staedtische Region, da musste schonmal wieder aufn Speedlimit achten. Warst bei knapp 130 km/h. 110 sind erlaubt, aber ich drueck da mal nen Auge zu, wohin faehrste denn, wie weit biste schon gefahren? Wasn das fuerne Kiste?"
Ich "Bla bla bla bla total geil... bla bla wueste bla bla rot bla blaah.. Rueckenschmerzen, Freu mich schon auf meine Frau und die Massage."
Er: "Freu dich mal nicht so dolle und fahr dem Tempo entsprechend !"
Ich "OK, Schoenen Tach noch !"

Voll gut drauf hier draussen.

Danach bleibt es bei 110 km/h. Es hat also geholfen. Zumindest der Spritverbrauch ist nun besser, da hat er mir sogar noch Geld gespart.




Tag 7 - Broken Hill (Tachostand 49033 km - 454 km - Google Link )

Ich brauche nen neuen Reifen. Dringenst. Die Strecke bis Broken Hill ist mir schon nicht ganz geheuer. Ich fahre auf blankem glatten Gummi. Ein Anruf in Broken Hill am Morgen verspricht mir aber einen frischen Schlappen und einen Oelwechsel.. "wann auch immer du kommst, machen wir sofort", "OK, ich fahr jetzt in Port Augusta los, sollte so in 6h da sein..", "Bis gleich".

Natuerlich kommt wieder ein Lookout dazwischen und eine Offroadstrecke und eine Totale die aus der Liegenden umbedingt fotoimaginiert werden muss. Auch die Gopro Spielerei unter der Bruecke am ausgetrockneten Fluss darf nicht fehlen, schliesslich sind wir "gleich wieder" zu Hause. Da muss man ja nochmal nen Bild machen.

Ich erreiche Broken Hill in brennender Hitze schleife den Bock in die Mechaniker Bude und komme nach 1 Stunde Facebook updaten wieder vorbei um einen frisch vollzogenen Puschenwechsel zu beizuwohnen. Auch das Oel wurde gewechselt und es ist im Vergleich zu Sydney wirklich billig. "Lass ich die Kette gleich hier machen ?" Haette ich tun sollen. Spaeter wurde es teuer.

Tag 8 - Dubbo (Tachostand 49795 km - 762 km - Google Link )

Die letzten 1000 sind die haertesten

Landschaftlich wuerde ich heute ein "NETT" vergeben. Es ist auch irgendwie egal.
Es ist heiss es ist staubig, Wilcannia soll gefaehrlich sein wegen Aborginies ueberall..

"Aha mir egal, maybe we get a good story out of it" sage ich zu dem Biker mit Bart.
Alles schmerzt, Mann ist rgendwie taub. Man ist aber auch irgendwie erfahrener. Man macht das jetzt zum 4 ten mal diese Lange Strecke von Broken Hill, man kennt die Stationen, teilweise sogar die Leute, das Setup, wie der Hae laeuft ... man fuehlt sich sicher und geborgen.

Wichtig ist, dass die Karre laeuft , Oel check, Kette fetten, Benzin am start, Ersatzoel dabei. Werkzeug am Start.Erst dann kommt man selbst. Wenn man durstet kann man das 'ne Weile aushalten, wenn die Karre liegen bleibt kann man nirgends wohin fahren, um
Wasser zu holen. So einfach ist das.

Alles schmerzt, jeder verdammte Muskel, die Wirbelsaeule die Arme die Beine - alles.Es kommt einem laenger vor als sonst und die Kilometer fliegen nicht mehr so an einem vorbei wie Anfangs. Die ganzen Shopper Jungs beneide ich gerade ein wenig, die haben es schoen gemuetlich auf ihren fahrenden Sesseln... Vielleicht ist es langsam Zeit fuer so etwas.

Ansonsten gabs 2 deutsche Backpacker in Emmadale, einen coolen alten Zottel Biker der aber ziemlich aengstlich daherkam.."Pass auf dies pass auf das.."
Und ein Polizist... I am like "catch u later" da er einen dieser Strassenzuege begleitetet und er sagt "I catch YOU later" funny bugger..

Ich lande in central Dubbo und falle in einen traumlosen rueckenschmerzenden Schlaf. Die letzte Nacht im Zelt.


Tag 9 - Sydney (Tachostand 50281 km - 486 km - Google Link )


Die morgentliche Motivation setzt nochmal ein. Ein schoener Platz zum fuehstuecken wird entdeckt an einem Platz den Frodo warscheinlich auch gewaehlt haette. Es fliesst ein Bach es tschirpen die Papageien und es weht ein sommerliches Lueftchen und es schmatzt ein Deutscher ein Salami Sandwich.

Zerzaust reite ich auf den Hof und meine Holde Maid drueckt mich trotz des blutigen Fliegenmantels kraeftig und innig und heisst mich willkommen auf meiner/unserer Burg. Zu Hause ist es doch am Schoensten.



Total trip:
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Im Vergleich mit Europa: (Alle Bilder von Google, so wie auch dieser Blog und dieses Bild wieder bei google ist, hoffe niemand verklagt mich)

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