Samstag, 11. August 2007

Huevos para todos. Yo pago !

Ich bin ein bißchen traurig. Alle sind sie weg. George, Mathias, Antje & Family. Alle weg. Und ich bin wieder allein allein. Aber ich bin ja kein Mädchen und reiße mich am Schlübber. Die letzten Wochen waren wirklich ereignisreich und ich werd mal versuchen einiges wiederzugeben.

Man stelle sich vor...

Man stelle sich vor, Oma macht Marmelade. Sie macht sie mit Liebe und der frische Erdbeergeruch füllt die Räumlichkeiten. Opa macht sich mit der Marmelade auf den Weg in Richtung Innenstadt. Im Bus erzählt er jedem von der tollen Marmelade die seine Frau gemacht hat. Er nimmt ein Messer und streicht jedem der Fahrgäste etwas Marmelade auf den Daumen. Die Marmelade ist wirklich sehr lecker und die Leute kaufen. In Deutschland würde Opa wohl gleich in die weiße Weste verfrachtet werden. Hier ist es ein alltägliches Bild und Mathias und ich amüsieren uns bei der Vorstellung, die Szene im C-Bus in Wismar zu erleben.

Officehengst auf Tour

Ich hab nen Oaxaca Koller und will mal raus. Am Besten zum Strand denke ich. 250km liegen vor mir, ich fühle mich fit und denke, dass werd ich in 2 Tagen schaffen.

Es ist dunkel oben in den Bergen. Es ist Tag Nummer 2. Ich bin heute seit 10h auf dem Bock unterwegs. Ich fühle alles und nichts. Der Nebel ist dicht, die Straße ist nass. Es regnet. Die perfekte Horrorfilmeinstellung. Fehlt nur noch Michael Meyer und der Streifen wäre im Kasten. Mir ist kalt, ich spüre Muskelpartien von denen ich nicht mal wußte, dass sie existieren, ich rede mit Fitze, ich bin allein auf weiter Flur, ich bin erst bei Kilometer 180 und es sind noch 50 km bis zur nächsten Nachtlagerstätte. Die Berge haben mich überrascht und auf 2200m hätte man eine Jacke sehr gut gebrauchen können. Was ich Tastaturschlampe mir bloß dabei gedacht habe, mal eben über die kleinen Alpen zu düsen ? Mir ist alles egal. Wird schon werden. Irgendwas geht immer.

Mein - in dem Moment - bester Freund hält neben mir an. "Donde va ?" - mir egal die Richtung in die Du fährst ist auf jeden Fall die, in die ich auch will, also frage ich zurück - "Donde va ?" "Pochutla" - "perfectissimo". Ich schmeiße Fitze und mich hinten auf die Ladefläche des Pickups. Mein neuer bester Freund hört Volksmusik, so laut, dass ich es hinten auf der Ladefläche hören kann und er geht irgendwie voll drauf ab. Er ballert die Berge hoch und runter. In den Kurven quietschen die Reifen und ich hab gut zu tun, mich festzuhalten. Zum Glück hört er nicht die Musik, die ich auf meinem nassen MP3-Player habe, dann würden wir warscheinlich auf 2 Rädern fahren.

Am Morgen des dritten Tages erreiche ich den Strand. Ich checke im besten Bungalow ein den ich finden kann und schone meinen Körper. Fitze ist jetzt nur noch ein Fahrrad, denn Freunde verkauft man nicht, und ich will diesen Schmerzverbrecher möglichst schnell loswerden. Außerdem habe ich mir geschworen nie wieder Rad zu fahren. Für 600 Pesos werde ich den Klappergaul wieder los und mache einen guten Schnitt. 5 Wochen Radfahren für 100 Pesos das ist ganz passabel.

Ich hasse Hunde

Neben den ganzen Schmerzen und der Kälte und dem Regen, säten auch viele tote Hunde meinen Weg. Ich mag tote Hunde, tote Hunde sind was tolles. Tote Hunde stinken, tote Hunde sind plattgefahren, tote Hunde werden gerne von Fliegen gegessen, tote Hunde sind in weiße Farbe getunkt, damit sie nicht stinken. Tote Hunde beißen nicht. Das ist eigentlich das tollste an toten Hunden. Sie fletschen nicht mit den Zähnen, sie knurren Dich nicht an, sie verfolgen dich nicht knurrend, kläffend. Sie sind so herrlich tot und still und einfach zum knuddeln. Problem war warscheinlich, dass die verdammten Misttölen keine Radfahrer kennen. Aber ich bin hier zu keinem Kompromiß bereit. Ich bleibe dabei. Ich hasse Hunde.

Besuch aus Deutschland

Mathias, der Exgitarrist der Exband meines Exsängers meiner Exband kommt mit 3h Verspätung in Oaxaca an. Wir verstehen uns sofort und erleben eine kulturelle Woche mit allen Museen, Kunstaustellungen, Literaturvorträgen, Kirchenbesichtigungen und politischen Diskussionen. Mathias hat sich das Wahlwochenende in Oaxaca ausgesucht und es herscht stricktes Alkoholverbot. Pech gehabt. Montags machen wir nochmal zum Strand runter. Es ist kitschig schön. Abends haben wir einen sternenklaren Himmel, den rauschenden Pazifik, Sternschnuppen, Trommelmusik und schöne Frauen die wilde Feuertänze veranstalten. Wir machen noch eine Schildkrötentour, schauen uns Zipolite an und genießen die beeindruckende Natur. War ne schöne Woche Mutti, ich hoffe man sieht sich nochmal.

Piña Colade Versicherung

George ist Schriftsteller und er lebt von dem Verkauf seiner Bücher. Für jedes verkaufte Buch das nach Deutschland geht erhalte ich einen Piña Colada am Strand der Dominikanischen Republik. Seine Seite findet Ihr hier und bei Amazon gibts die Bücher auch zu kaufen. Der Flug würde mich 300 Euronen kosten (Cancun - Santa Domingo und zurück), aber ich bin im Moment etwas hin und hergerissen. "Ich liebe diese Stadt und deswegen komm ich von der Traufe in den Regen." Ich würde gerne länger bleiben, mein Visum kann ich auch hier verlängern, allerdings spuken mir auch die ganzen anderen Möglichkeiten im Kopf herum. Ich könnte meinen Geburtstag zusammen mit Freunden in Mexico-City feiern, oder am Stand der DomRep, oder in Honduras auf einer kleinen Insel, oder in dem Land für das ich damals als Jungpionier Altstoffe gesammelt habe und von dem ich immer glaubte es liege in Afrika. Nicaragua. Das Land der Seen. Ich hab also gerade echt Stress ;-)


Gut das Fitze kein Schutzblech hat...


Meine Dachterasse


"Modelo"...und die Sonne geht unter


Mathias sollte auf keinen Fall Fotograf werden ;-)


Ich und mein Onkel


Das Wendy Foto


Abschiedsbild



3 guys and no bottle of tequila

Keine Kommentare: